Viele zusammen können vieles bewirken
Im Jahr 2018 wurden im Don Bosco Stiftungszentrum fünf neue Stiftungen und ein Stiftungsfonds gegründet. Provinzial Pater Reinhard Gesing SDB bringt es beim Stifterfest auf den Punkt: „Viele zusammen können auch vieles bewirken.“ Wir werfen einen Blick auf zwei neue Stiftungen und auf eine, die schon lange dabei ist.
Stiftungsfonds Gelungenes Leben
Dr. Dr. Eberhard und Regina Laubender – im Foto überreicht ihnen Provinzial Pater Reinhard Gesing SDB die Don Bosco Medaille – wohnen nur zwei Kilometer von Benediktbeuern entfernt. Sie haben eine lange, intensive Beziehung zum Kloster und fühlen sich hier wie zuhause. Auch ihre Söhne erinnern sich gern an die Zeit als Zivildienstleistende im Kloster. Ein besonders enger Kontakt besteht zu Pater Karl Geißinger. Über ihn erfuhren sie von einem Projekt für Jugendliche, deren Leben total aus der Spur gelaufen ist und die eine chaotische und ungewisse Zukunft vor sich haben. Viele sind straffällig geworden, gewalttätig, kriminell oder aggressiv. Sie verweigern sich der Schule und ihrer Familie. In dem Projekt arbeiten sie in einer kleinen Gruppe mit Gleichaltrigen zusammen, die freiwillig ein soziales Jahr im Kloster Benediktbeuern leisten. In der Teamarbeit verspüren sie täglich, dass sie nützlich sind und gebraucht werden. Sie entdecken ihre positiven Eigenschaften, Fähigkeiten und Begabungen. Sie erleben – vielleicht erstmals – dass sie wertvolle Menschen sind, die geschätzt und anerkannt werden.
So wächst im Team im Laufe von Monaten Wertschätzung, Respekt und Achtung vor sich selbst und anderen gegenüber. Es ist ein besonderer Schwerpunkt, unter sozialpädagogischer Betreuung zu lernen, Aggressionen abzubauen, Konflikte gewaltfrei zu lösen, Stressbelastungen untereinander gütlich zu regeln und zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen, die von Toleranz getragen ist. Die Jugendlichen lernen zudem einen geordneten Tagesablauf kennen, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Zusammenarbeit.
Laut Pater Geißinger finden 70 Prozent der Projektteilnehmer den Weg zurück in die Gesellschaft – oft entwickeln die betreuten Jugendlichen eine Art Sehnsucht, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und positiv zu gestalten. „Genau so was brauchen wir“, betont Dr. Laubender: „Dieses Projekt ist genau das, was wir machen wollten: Dabei helfen, dass jemand wieder eine Zukunft und ein Ziel hat. Als wir hörten, dass das Projekt sozusagen immer nur ein paar Krümel vom großen Kuchen bekam, entschlossen wir uns, tätig zu werden. Mit unserem Stiftungsfonds Gelungenes Leben wollen wir dieses wertvolle Projekt unterstützen und finanziell absichern, damit möglichst vielen jungen gestrandeten Menschen das Leben wieder gelingt. Was könnten wir auch im Sinn der Nächstenliebe für diese jungen Menschen Besseres tun, als ihnen zu einem gelungenen Leben zu verhelfen?“
Heroven-Stiftung: Im Sinne der Eltern
Pater Ulrich Heroven SDB beschreibt seine Eltern als bescheidene Leute, geprägt von sozialer Verantwortung im Miteinander und Füreinander, die alles darangesetzt haben, ihren acht Kindern ein sicheres Umfeld zu geben und eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Heute als Erwachsene, gestärkt und geprägt durch die Vorgaben der Eltern, spüren die Geschwister ihrerseits die Verantwortung anderen gegenüber. Viele haben soziale Berufe ergriffen. Zudem haben sie sich letztes Jahr entschieden, einen Teil ihres Vermögens im Sinne ihrer Eltern anzulegen und eine Stiftung zu gründen: Es soll dazu da sein, Kindern und Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen, die von Hause aus nicht diese guten Chancen haben.
Die ganze Familie freut sich über die Heroven-Stiftung und wird sie auch zukünftig unterstützen. Der Vorstand der Stiftung besteht aus Pater Claudius Amann, Pater Josef Grünner und Pater Stefan Stöhr. Sie entscheiden, welche Projekte gefördert werden, in Deutschland und weltweit. Pater Heroven meint: „Sie wissen am besten, wo die Not am größten ist.“
Ursula und Klaus Metzelder-Stiftung
Als Peer Steinbrück im Jahr 2005 den Privatschulen in Nordrhein-Westfalen die staatlichen Zuschüsse kürzte, wurden Ursula und Dr. Klaus Metzelder wütend. „Schulen sind in die Knie gegangen“, meint der Stifter. Zudem betrafen die Kürzungen auch die Don-Bosco-Schule in Essen-Borbeck, auf der alle sechs Metzelder-Enkel ihr Abitur machen wollten. Schnell wurde das Ehepaar aktiv: Eine einmalige Spende erschien nicht nachhaltig genug, denn der Schulbetrieb musste über Jahre hinaus gesichert werden.
Das einzig Sinnvolle war eine Stiftung. „Wut ist ein guter Motor – besser als nur herumzusitzen und nichts zu tun“, lacht Klaus Metzelder heute. „Wir fördern sehr gern die Mittag- und Abendtafel für Kinder und Jugendliche im Don Bosco Club sowie die Hausaufgabenbetreuung.“ Viele Kinder bekämen zuhause keine Betreuung und würden deshalb auch in der Schule scheitern. Der Stifter kennt Beispiele: Ein Mädchen, das man auf die Förderschule schicken wollte, wurde bei den Salesianern Don Boscos bezüglich der Hausaufgaben gefördert – jetzt geht sie aufs Gymnasium.
Die rechtsfähige Ursula und Klaus Metzelder-Stiftung wird von der gesamten Familie getragen. Nach anfänglichen Bedenken ist die Stiftung auch an die Öffentlichkeit gegangen: Zeitungsartikel, öffentliche Scheck-Übergaben und anderes mehr führten zu einigen Zustiftungen – zweimal sogar in sechsstelliger Höhe. Auch in Testamenten wird die Stiftung bedacht. Nicht ganz unschuldig an dem Erfolg ist sicherlich auch der hohe Bekanntheitsgrad des Stifters: Seit mehr als 50 Jahren ist er praktizierender Kieferorthopäde. Zum Geburtstag wünscht er sich anstelle von Geschenken Spenden an die Stiftung. Und auch bei dem traurigen Anlass zur Beerdigung seiner Frau bat er um Spenden. Seine Energie scheint nicht zu versiegen: Über die Stiftung hinaus hat er bereits einen Verein zur Förderung der katholischen Gymnasien des Bistums Essen gegründet.