Stifterfest 2022 – I: Kamingespräch

Veröffentlicht am: 30. Mai 2022

Von Benediktbeuern nach Istanbul, von Nürnberg nach Ghana – die Themen beim Don Bosco Stifterfest führten rund um den Globus. Und die Pausen waren nie lang genug für all das, was man sich, nach zwei Jahren ohne das große Jahrestreffen, zu erzählen hatte.

Weitere Berichte vom Stifterfest: Teil II – Wirkung vor Ort und weltweit und Teil III – Fragen an den Vorstand

Die Don Bosco Schule in Istanbul

Der erste Tag des Stifterfests startete mit dem gemütlichen Abendessen in der Klosterwirtschaft, das manche nur deshalb beendeten, weil das Programm zwei extra aus Istanbul angereiste Don Bosco Gäste ankündigte: Pater Jacky Doyen und Pater Simon Härting. Beim Kamingespräch auf Deutsch und Italienisch, simultan übersetzt von Pater Norbert Schützner, lernten die Gäste die Don Bosco Niederlassung in Istanbul kennen, die sich um Hunderte Flüchtlingskinder und andere benachteiligte Kinder aus zahlreichen Ländern, aller Religionen und verschiedener Sprachen kümmert. Die Evrim Schule gehört dazu. Die Schulgebühren sind hier so niedrig, dass auch arme Familien angesprochen werden. Obwohl die Klassen zum Bersten voll sind, ist die Qualität der Schulbildung sehr hoch. Die Schüler wissen, dass sie anderweitig keine Chance hätten. Und diese eine Chance wollen sie nutzen. Sie nehmen Schulwege von bis zu zwei Stunden in Kauf. Wenn der Unterricht einmal ausfällt, freut sich hier niemand – er ist zu wertvoll. Flüchtlinge, die in der Türkei ankommen, sind zunächst rechtelos – auch ihre Kinder haben kein Recht auf Bildung. Der Prozess von der Ankunft in Istanbul nach der Flucht über das Erlangen des offiziellen Flüchtlingsstatus bis zum Weiterziehen in ein anderes Land dauert bis zu zehn Jahre. Sprich: Wer hier mit fünf Jahren ankommt, steht direkt nach einer oft furchtbaren Fluchterfahrung vor der Aussicht, die komplette Kindheit ohne Schulbesuch zu verbringen. „Wir müssen uns einfach kümmern!“ sagt Pater Jacky Doyen überzeugt, „wir müssen ihnen zeigen, dass wir sie nicht im Stich lassen. Diese Kinder, diese Jugendlichen brauchen dringend eine neue Perspektive.“

Blick voraus
Die Evrim Schule reicht vom Kindergarten bis zur 8. Klasse. Vermittelt werden Offenheit, kritisches Denken, Toleranz, Nächstenliebe und natürlich die klassischen Schulfächer. Doch was kommt danach? Nach dem Abschluss an der Evrim Schule ist der nächste Schritt unsicher. Hier wollen Pater Jacky Doyen und Pater Simon Härting nun handeln und die höheren Klassen aufbauen. Wie immer organisieren sie alles eng gemäß den türkischen Gesetzen und Regeln. Die Schulbehörde schätzt die Evrim Schule wegen ihres überaus genauen, transparenten und systematischen Vorgehens. Deshalb stehen die Chancen gut, dass viele Schüler schon bald auch die höheren Klassen besuchen können.

Mashallah – Pfüati!
Für das Engagement der Don Bosco Stifter und Förderer für die Evrim Schule bedankten sich die Patres mit herzlichen Worten … und mit einem Schlüsselanhänger aus Leder und Glas: Das „Auge Gottes“ – ein in der Türkei beliebtes Amulett – heißt „Mashallah“, übersetzt so viel wie: Gott behüte dich. „Genau das heißt ja auch unser bayerisches ‚Pfüati“, lacht Pater Härting. So weit ist die Türkei eben nicht von Benediktbeuern entfernt. Zumindest nicht beim Stifterfest!

Ukraine-Nothilfe: 47 Tonnen Mehl
Moderiert wurde das Gespräch von Pater Josef Grünner, dem Missionsprokurator aus Bonn. Zum Start in den Abend berichtete er zunächst über die große Nothilfeaktion, die Don Bosco für die Ukraine gestartet hat. Die Salesianer Don Boscos sind in der Ukraine geblieben und versorgen dort seit Kriegsbeginn die notleidende Bevölkerung – in Lemberg, in Odessa, in Kiew und einigen weiteren Orten. Die Don Bosco Stifterfamilie ist der Ukraine sehr verbunden; erst beim letzten Stifterfest war Pater Chaban aus Lemberg zu Gast gewesen. Vielleicht war auch daher die Spendenbereitschaft für die Ukraine sehr hoch. Sogar schon vor Beginn der Spendenaktion hatte Pater Grünner Anrufe von Stiftern bekommen, die helfen wollten. Die Maßnahmen, die durch die Spenden umgesetzt werden konnten, sind sehr konkret: Beispielsweise wurden 47 Tonnen Mehl gekauft und nach Lemberg gebracht, um weiterhin Brot backen und die Menschen ernähren zu können. 300 Betten wurden geliefert, um die Geflüchteten in den Don Bosco Häusern unterzubringen. Diese und viele weitere, sehr konkrete Hilfen werden dringend gebraucht. Nicht alles Geld aus der Spendenaktion wurde ausgegeben – einiges soll den Wiederaufbau der Ukraine unterstützen; hoffentlich bald.

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Stifterfest Teil II: Wirkung vor Ort und weltweit
Stifterfest Teil III: Interview mit dem Vorstand

Fotos: Klaus D. Wolf