In Gedenken an Pater Herbert Bihlmayer

Veröffentlicht am: 7. Oktober 2024

Liebe Stifterinnen und Stifter, liebe Förderer und Leserinnen,
mit tiefem Bedauern nehmen wir Abschied von Pater Herbert Bihlmayer, dem Gründer und Vater des Don Bosco Stiftungszentrums, der am 27. August im Alter von 89 Jahren nach langer, schwerer Krankheit verstorben ist.
Pater Bihlmayer widmete sein Leben dem Dienst an der Jugend und hinterließ ein nachhaltiges Erbe. Als Provinzial der süddeutschen Provinz setzte er ab 1991 bedeutende Akzente. Zu den Meilensteinen seines Lebens gehören auch die Hochschulseelsorge, das Aktionszentrums und das Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern.   
Ein besonderes Vermächtnis hinterlässt Pater Bihlmayer mit dem Don Bosco Stiftungszentrum, das er von 2001 bis zu seinem Rücktritt 2017 leitete. Mit ihm entwickelte sich das Stiftungszentrum zu einer wichtigen Säule der Unterstützung für benachtei­ligte Jugendliche in Deutschland und weltweit. Er prägte das Miteinander in der Stifterfamilie durch seine ganz spezielle, herzliche, zugewandte Art. Die Stifterfeste, Stifterreisen und Wanderungen mit ihm waren stets etwas ganz Besonderes.   
Sein unermüdlicher Einsatz und seine visionäre Kraft haben das Leben unzähliger Menschen geprägt. Wenn er mit Menschen sprach, sprang ein Funke über. Seine Bescheidenheit und sein tiefes Gottvertrauen, sein Humor und seine Tatkraft überzeugten. Zahlreiche Stifterinnen und Stifter, Förderinnen und Förderer entschieden sich durch die Begegnung mit ihm, sich ebenfalls mit Don Bosco für junge Menschen einzusetzen. Sein Rat und seine Unterstützung werden uns fehlen.  
Pater Bihlmayer wird als Visionär und unermüdlicher Förderer des Gemeinwohls in Erinnerung bleiben, als Freund, Mentor, Bruder. Sein Vermächtnis lebt in den Stiftungen und Projekten weiter. In der Trauer um seinen Verlust blicken wir mit Dankbarkeit auf ein erfülltes Leben zurück, das im Geiste Don Boscos unzäh­ligen Menschen Hoffnung schenkte.
R.I.P. 

Ihr Pater Claudius Amann SDB
Vorstandsvorsitzender der Don Bosco Stiftung


 

Stiften und Fördern für junge Menschen

Pater Bihlmayer und das Don Bosco Stiftungszentrum

Zuerst der Mensch von Philipp Hof
Ursprünglich hatte sich Pater Bihlmayer mit seiner Idee einer Stiftung für Benediktbeuern an den späteren Bischof Stefan Oster gewandt, der ihn wiederum zu seinem Vater Heinz Oster und mir schickte. Gemeinsam entwickelten wir die Idee des Don Bosco Stiftungszentrums. Erst jetzt wird mir bewusst, dass er schon Mitte 60 war, als er das Stiftungszentrum für Don Bosco ins Leben rief. In meinem privaten Umfeld höre ich oft, dass Menschen sich bereits mit Ende 50 zur Ruhe setzen und ihr Leben genießen wollen. Pater Bihlmayer hingegen krempelte noch einmal die Ärmel hoch. Er wollte etwas schaffen zur Unterstützung von jungen Menschen. Dabei war er äußerst mutig, denn es gab damals kaum Referenzen für solche Stiftungszentren; es war kein bewährtes Konzept. Seine Idee stieß daher nicht immer auf Zustimmung.

War er hartnäckig? Unbedingt. Und klarsichtig, denn tatsächlich wurde das ursprüngliche Ziel, in fünf Jahren zwanzig Stiftungen zu gründen, bereits nach zwei Jahren erreicht. Pater Bihlmayer war stets auf den einzelnen Menschen ausgerichtet. Jeder zählte, jeder war wichtig. Er sah nie das Geld, wenn er mit jemandem sprach, der sich fürs Stiften oder Fördern interessierte, sondern er sah den Menschen und ging auf ihn persönlich ein. Das spürte man. Er hörte zu und schätzte den persönlichen Kontakt. Daher waren ihm auch die persönlichen Treffen wie das jährliche Adventstreffen und die Stifterreisen so wichtig, und er freute sich auf jedes einzelne.
Pater Bihlmayer spielte auch in meinem Leben eine wichtige Rolle. Mit ihm konnte man alle Dinge besprechen, die einem auf dem Herzen lagen, egal was es war. „Für die Jugend gehe ich bis an den Rand der Verwegenheit“, zitierte er häufig Don Bosco – und folgte ihm darin nach. Für mich war es einfach ein Geschenk, mit ihm Zeit verbringen zu dürfen.

Wirkung und Zuwendung von Pater Stefan Stöhr SDB
Ohne Pater Bihlmayer würde es die Don Bosco Stiftung schlichtweg nicht geben, mitsamt allen Stiftungen unter ihrem Dach. Es würde auch kein Stifterfest in Benediktbeuern geben. Und die Stiftungsgelder in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro in einem Jahr würden zahlreichen Don Bosco Projekten in Deutschland und weltweit sehr fehlen. Es war eine gute Fügung, dass Pater Bihlmayer nach seiner Zeit als Provinzial mit all seinen wertvollen Kontakten den Stein ins Rollen brachte und die Don Bosco Stiftung gründete.
Jeder, der Pater Bihlmayer kannte, wusste, um seine beharrliche Entschlossenheit im Guten – eine Eigenschaft, die für ein langfristiges Projekt wie eine Stiftung unverzichtbar war. Er war es, der im Inneren der Provinz die Voraussetzungen schuf, damit die Einrichtungen  Projekte entwickeln, beschreiben und sorgfältige Projektberichte liefern konnten – letzteres war ihm ein großes Anliegen. Wenn er seine Mitbrüder einmal herausfordern wollte, fragte er uns: “Ist Dir die Stiftung ein Anliegen, oder nicht?” – worauf es natürlich nur eine richtige Antwort gab.
Was mich als Salesianer besonders bewegt hat, war sein seelsorgerisches Wirken für die Stifterfamilie. Es ging ihm in all seinen Aktivitäten nicht nur um reines Fundraising. Seine Berufung lebte er, indem er den Stifterinnen und Stifter vermittelte, dass sie sich bei Don Bosco gut aufgehoben fühlten – und das nicht nur, weil sie ihr Geld sinnvoll bei den jungen Menschen eingesetzt wussten, sondern weil sie selbst sich in persönlichen Nöten und allen geistlichen und seelischen Bedürfnissen geborgen fühlten. In diesem Zusammenhang war ihm das Gebet für die Anliegen der Stifterfamilie besonders wichtig.
Herbert, herzlichen Dank für das Fundament, das Du gelegt hast; wir bauen weiter daran, damit das Leben junger Menschen gelingt.

Ich kann mich nur wiederholen: Das Gesicht der Stiftung heißt Pater Herbert Bihlmayer.“

Heinz Oster


Liebe Stifterfamilie,
nach einem erfüllten Leben, das geprägt war von einem großen Einsatz für das Reich Gottes, ist Pater Herbert Bihlmayer von uns gegangen. Viele von Ihnen haben in den letzten Jahren Anteil genommen an seinem Leidensweg. Ich bin sicher, dass er dies gespürt hat und sich in dieser Zeit der Dunkelheit durch Sie mitgetragen wusste. Nach seinem Tod erreichten uns viele Kondolenzschreiben, in denen Sie Ihre Trauer über seinen Heimgang und Ihre Dankbarkeit für seine Begleitung zum Ausdruck brachten. Für all diese Zeichen der Verbundenheit möchte ich Ihnen ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ sagen.
Pater Bihlmayer hat das Don-Bosco-Werk in Deutschland maßgeblich mitgeprägt. Dem Geist Don Boscos gemäß war er wachsam für die Zeichen der Zeit und war entscheidend beteiligt an der Gründung von Einrichtungen, die aus unserer Provinz nicht wegzudenken sind. Dazu gehört auch das Don Bosco Stiftungszentrum, von dem für bedürftige junge Menschen ein großer Segen ausgeht.
Sagen wir Gott Dank für sein reiches Wirken und legen wir im Gebet sein Leben in die Hände des himmlischen Vaters.
Wir dürfen glaubend hoffen, dass der Herr über Leben und Tod ihn für immer zu sich gerufen hat. Möge Pater Bihlmayer bei IHM seinen ewigen Frieden und sein nicht endendes Glück finden.
Pater Reinhard Gesing SDB, Provinzial


 

Pater Herbert Bihlmayer Stiftung

Damit das Leben junger Menschen gelingt

In herzlicher Verbundenheit von Dr. Christian Demleitner

Pater Bihlmayer selbst hat diesen prägnanten Satz formuliert: „Damit das Leben junger Menschen gelingt“. Er ist Ziel und Auftrag zugleich – für alle, die sich mit Don Bosco für benachteiligte Menschen einsetzen. Als treffendes Motto für die Pater Herbert Bihlmayer Stiftung erinnert er uns zudem dauerhaft an den Namensgeber. Über viele Jahre hinweg haben er und ich uns als Vorstand der Pater Herbert Bihlmayer Stiftung darüber ausgetauscht, wie wir dieses Motto in den Mittelpunkt unserer salesianischen Bemühungen nach dem Vorbild Johannes Boscos stellen können – ein Ziel, dem wir immer nähergekommen sind. Neben der Förderung einer umfassenden allgemeinen Bildung rückte zunehmend auch die berufliche Ausbildung in den Fokus der Stiftung. Dank der großzügigen Unterstützung von Spenderinnen und Spendern, die Pater Bihlmayer durch seine begeisternde Art für die gute Sache gewinnen konnte, konnte die Stiftung jungen Menschen die Chancen bieten, die sie für ein gelingendes Leben benötigen. In herzlicher Verbundenheit bewahren wir sein Vermächtnis und setzen sein Wirken fort.

„Herbert war unser Freund mit guten Erinnerungen, die Salesianer sind unsere Freunde mit guten Hoffnungen. Wir sind sehr dankbar.“

Bernhard und Elke Rickermann

 

Mein erster Dreitausender von Dr. Manfred Koch

Im Jahr 1982 luden meine Frau Ulli und ich Pater Bihlmayer nach St. Moritz zum Skifahren ein und verbrachten mit ihm herrliche sechs Tage. Zunächst war es hochwinterlich. Wir bemerkten, dass er immer wieder prüfte, ob der glatte, harte Trampelpfad hoch zum Gipfel des Piz Nair doch noch begehbar würde. Am Nachmittag war es soweit und wir stapften hinter einem sehr glücklichen Pater Bihlmayer her. Oben angekommen meinte er: „Mein erschter Dreitausender“. Das bezweifelten wir, daher fügte er hinzu: „In diesem Jahr“. Diese Episode spiegelt wider, wie Pater Bihlmayer sein Engagement und seine Werte lebte: Mit Hartnäckigkeit und Freude, den nächsten Gipfel zu erreichen und den Weg gemeinsam mit Gleichgesinnten zu gehen. Seine Fähigkeit Menschen unterschiedlichster Herkunft, Bildung und Berufen anzusprechen, für seine Sache zu gewinnen und eine Stifterfamilie aufzubauen, war bewundernswert. Die Stifterfamilie war seine Pfarrei. Die Bihlmayer Stiftung trägt seine Werte weiter. Sie unterstützt junge Menschen, ihren Weg zu finden und ihre eigenen Gipfel zu erklimmen. Pater Bihlmayer lebt in ihr und in unseren Herzen weiter.

„Kaum jemand hat mich mehr darin beeinflusst, meinen Weg zu finden, als Pater Bihlmayer.“

Heribert Trunk

„Wir sind Pater Bihlmayer  als Familie sehr dankbar für seine Erreichbarkeit und Fürsorge. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.“

Benjamin Merten


 

Stifterfamilie

Treffen. Wandern. Füreinander da sein.

Leben ist Begegnung  von Helga Richter

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ – mit diesem Zitat Martin Bubers hat Pater Bihlmayer im Jahr 2020 zu seinem 85. Geburtstag eingeladen. Corona durchkreuzte jedoch die geplanten Begegnungen. Umso mehr freuten sich einige Stifter und Förderer aus der Heimat Pater Bihlmayers, dem schönen Allgäu, dass sie noch im selben Jahr Gelegenheit hatten, mit ihm zu wandern. Bergwanderer und Freunde der Salesianer Don Boscos eint, dass sie besonders sozial verträgliche Menschen sind, sie halten zusammen und achten aufeinander. Diese Haltung kommt dem Zitat Martin Bubers sehr nahe.

„Herbert war sicher unter dem Bodenpersonal des Herrn ein großartiger Vertreter für das Christentum.“

Helga Richter

 

 

Kraftwerk der christlichen Hoffnung und Schaffenskraft von Dr. Brunhilde Roedel

Pater Herbert Bihlmayer verstand seine pastorale Arbeit – als Mensch und Ordensmann – darin, menschliche Begegnung zu schaffen, sie respektvoll und vertraut zu gestalten. Gemeinsam Mahl halten oder gemeinsam sich auf den Weg machen, etwa auf den Berg oder durch die Moorlandschaft, waren Formen der Begegnungen mit ihm. Zwei Skulpturen eines Hirten mit Schaf und Stab als Sinnbild der pastoralen Arbeit standen bis zuletzt an seiner Seite.
Sein Lebenszeugnis ist für mich ein warm strahlendes Kraftwerk der christlichen Hoffnung und der Schaffenskraft, die ich als Ärztin auch an Patienten weitergebe. Meine Familie ist dankbar für die gegenseitige tiefe und vertrauensvolle Freundschaft, die uns mit Herbert verband.

Offen und gespannt auf alle Facetten des Lebens von Gerd Roedel

Pater Herbert Bihlmayer habe ich als zugewandten und präsenten Begleiter und als Freund geschätzt. Ich verbinde mit ihm: intensive Dialoge; mitten im Leben; klare, direkte, prägnante und fürs Leben relevante Aussagen; authentisch und sein Gegenüber in den Mittelpunkt stellend; herzensgut und wohlwollend. Herbert war da zu finden, wo Menschen und Begegnungen waren. Ernsthaft, aber auch leicht, lebensfroh und voller Schalk, wenn Raum dafür da war. Mit offenen Armen annehmend. Immer fördernd, nie verletzend. Mit klarem christlichem Wertekompass. In der Balance, mit sich und der Welt im Reinen, sich seines Handelns und seiner Impulse in der Situation bewusst, stets offen und gespannt auf alle Facetten des Lebens. Herbert, ich danke Dir so. Du fehlst uns.

„Ich fühle mich gerade traurigund leer, gleichzeitig unglaublich dankbar dafür, dass ich Pater Bihlmayer kennenlernen durfte. Er war und bleibt eine Quelle der Inspiration für mich, nicht nur in geistlichen Fragen. Die Salesianer und die Gemeinschaft der Stifter, und auchich persönlich, verlieren einen wunderbaren Menschen.“

Paul Polyfka


 

 

Pater Herbert Bihlmayer
*24. Mai 1935     † 27. August 2024

„Auf Dich, HERR, habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.“

Psalm 30,2

 

„Was bei aller Trauer bleibt, ist unser Glaube, der uns trotz allem sagt:
Tod ist nicht das Ausrinnen des Lebens ins Nichts,
sondern das Fallen in die Hände des lebendigen Gottes,
den wir Vater nennen.“

Pater Herbert Bihlmayer SDB

 

Fotos: Dominik Brochier, Veronika Krull, Iris Ortner, Marion Vogel, Klaus D. Wolf, privat