Don Bosco Stifterfest in Benediktbeuern 2023

Veröffentlicht am: 16. Mai 2023

Ein Stifterfest Ende April – das ist ein Fest mit allen Sinnen: Alles blüht, grünt und duftet, Klostergarten und Streuobstwiesen sind eine Pracht. Und während der Regen am ersten Stifterfesttag sicherlich für die Natur ein Segen war, freuten sich die Festgäste am Samstag doch sehr über Sonne und blauen Himmel.

Beim großen Don Bosco Stifterfest im Kloster Benediktbeuern am 28./29. April trafen sich Stifterinnen, Stifter und Förderer mit Salesianern, Einrichtungsleiterinnen und Projektleitern. Neben allerlei neuem Stiftungswissen lernten sie salesianische Projekte und Menschen aus Regensburg, Penzberg, Krakau und Bolivien kennen. Welch herzliches, freudiges, optimistisches Miteinander – gemeinsames Engagement verbindet!

Kamingespräch

Der erste Stifterfesttag beginnt nach einem gemeinsamen Essen stets mit dem Kamingespräch. Als Podiumsgäste kamen dieses Jahr Pater Marcin Kaznowski SDB, Provinzial der polnischen Provinz Krakau, und Pater Michal Wocial, Direktor einer Don Bosco Einrichtung in Schytomyr, 110 Kilometer westlich von Kiew. Die beiden Salesianer aus Polen und der Ukraine berichteten über ihre Erfahrungen seit dem russischen Angriffskrieg. Beide sind der Ukraine sehr eng verbunden. Pater Josef Grünner, Missionsprokurator der Don Bosco Mission in Bonn, moderierte das Gespräch. Die Spontanübersetzung übernahm Pater Jacek Styrczula aus Aschau-Waldwinkel. Im Folgenden ein Auszug aus dem Gespräch.

Wie geht es den Menschen in der Ukraine?

P. Michal Wocial: Der Krieg verdirbt noch mehr Menschen, als er nimmt. Die Menschen haben immer mehr Waffen zuhause, Traumata nehmen zu, Ehen brechen auseinander. Zermürbend ist, dass man kein Ende sieht. Wir fragen uns: Wie viele Ukrainerinnen Ukrainer gibt es noch, wie viele sind gestorben? Gleichzeitig gewöhnt man sich immer mehr an den Gedanken, dass jederzeit Raketen fallen können. Das wichtigste, dass wir Salesianer tun können ist: Wir sind da! Wir sind 40 Mitbrüder in fünf salesianischen Niederlassungen. Zu Kriegsbeginn wurde allen freigestellt, die Ukraine zu verlassen, doch alle sind geblieben. Unsere erste Aufgabe war zunächst das Organisieren und Verteilen der humanitären Hilfen.

P. Michal Wocial: Geld, das für den Krieg ausgegeben wird, fehlt jetzt für Bildung. Ein Beispiel: Jede Schule in der Ukraine braucht einen Bunker. Ich leite eine Schule in Schytomyr. Wir haben den Keller der Schule komplett ausgeräumt und einige Möbel heruntergetragen, um dort bei Bombenalarm den Unterricht fortführen zu können. Sobald der Alarm ertönt, laufen alle in den Keller. Wir haben auch eine Antenne installiert, um Internet zu haben.

Wie sieht es bei den Salesianern in Polen aus?

P. Marcin Kaznowski: Anfangs war unsere Aufgabe, die enormen Hilfen zu organisieren, die aus aller Welt nach Polen geschickt wurden: Nahrung, Kleidung, Betten, Mehl, Arznei. „Ich war so stolz auf die Menschen – die Solidarität war enorm! Und ich kann jedem versichern: Die Hilfen sind angekommen!“ Kirchliche Organisationen sind für diese Aufgabe prädestiniert, denn wir sind vor Ort und wissen, wie und wo die Hilfen ankommen müssen. Wir haben Erfahrungen mit Nothilfe, haben die Kontakte und die nötigen Prozesse. Je länger der Krieg andauert, desto schwieriger wird es allerdings, Hilfen zu bekommen.

Wie ist die Situation in Polen heute?

P. Michal Wocial: Seit Kriegsbeginn sind mehr als neun Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer nach Polen geflohen – etwa zwei Millionen sind geblieben, darunter natürlich viele Mütter und Kinder. Unsere erste Priorität ist es nun, den Kindern Normalität zu schenken und einen Schulalltag zu ermöglichen. Viele müssen wir finanziell unterstützen. Wir organisieren auch Beratungsstellen für psychologische Hilfen – viele haben Väter und Brüder verloren. Darüber hinaus brauchen wir Militärseelsorger, die gelernt haben, Soldaten zu unterstützen, die gerade von der Front kommen. Es ist viel zu tun. Wir hoffen auf eine gute Zukunft.

Salesianisch-polnischer Rap-Reggae für die Ukraine
Den Abschluss des Kamingesprächs macht ein Video: „Herz der Ukraine“ – so nannten zwei junge Salesianer in Ausbildung am Priesterseminar in Krakau ihren Song über den Krieg in der Ukraine. Sie nahmen vor Ort das Video dazu auf. Es zeigt, wie die internationalen Hilfen verteilt werden und welche Arbeit die Salesianer vor Ort leisten. Reggae-Rhythmus und gerappter Text machen den Ukrainern Mut: „Ihr seid nicht allein! Diese Reime sind für euch.“

Ansprache von Provinzial Pater Reinhard Gesing

Nach der Begrüßung der Festgesellschaft am Samstagvormittag durch Pater Claudius Amann richtete Pater Reinhard Gesing seine Worte an die Stifterfamilie:  
„Unserem Ordensgründer Don Bosco ist es immer wieder gelungen, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für seine Arbeit mit jungen Menschen zu gewinnen. Vieles ist nur möglich, wenn sich viele zusammentun. So ist das auch bei uns Salesianern in der deutschen Provinz sowie in der ganzen Welt. Don Bosco war die Tugend der Dankbarkeit besonders wichtig. Und heute ist ein Tag des Dankes den Stifterinnen und Stiftern gegenüber. An vielen Orten haben Sie Projekte und Lebensräume für junge Menschen möglich gemacht, die sonst nicht realisierbar gewesen wären. Sie tun dies selbstlos im Blick auf jene, die diese Unterstützung brauchen. Das Don Bosco Stiftungszentrum – das kann ich aus Erfahrung sagen – ist für unsere Provinzgemeinschaft im Dienst an den jungen Menschen wirklich ein Segen. Dank auch an den Vorstand der Don Bosco Stiftung: Ich habe ein großes Vertrauen in ihn, der mit großer Kompetenz das DB SZ führt und dafür sorgt, dass das Stiftungszentrum seinen Auftrag erfüllt. Das gilt auch für den Beirat, der seine Ideen in die Arbeit einbringt und die Arbeit des Vorstands begleitet und unterstützt. Vergelt’s Gott!“

Don Bosco Jugendhaus Penzberg

Nadine Knoll und Carolin Kirchner brachten der Festgesellschaft das Don Bosco Jugendhaus Penzberg nahe. Die beiden verbindet eine lange Geschichte: Nadine Knoll wuchs selbst im Jugendhaus auf – mit Carolin Kirchner als Erzieherin. Im Alter von 17 Jahren zog sie aus, machte die Ausbildung zur Kinderpflegerin, später zur Erzieherin. Das Anerkennungsjahr brachte sie wieder ins Jugendhaus Don Bosco. Dort ist sie seither als Erzieherin tätig, hier fühlt sie sich zuhause. Sicherlich kann sich niemand besser in die Situation der Kinder versetzen als sie.

Don Bosco Penzberg gehört erst seit 2022 zur Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, doch die Pädagogik Don Boscos wird dort schon viel länger gelebt: Mit den Stärken arbeiten, Sport, Zeit miteinander verbringen, die Erzieherinnen stets mittendrin. Es ist eine Jugendhilfeeinrichtung mit dem Schwerpunkt stationäres Wohnen für Kinder von drei bis 23 Jahren. Eine Rückführung in die Kernfamilie klappt bei ca. 10 Prozent; alle anderen Kinder bleiben in der Einrichtung mit dem Ziel, hier selbstständig zu werden und später allein für sich zu sorgen. Viele Kinder bringen Entwicklungsrückstände mit – die Gründe sind vielfältig.

Manche hatten zu wenig Nahrung, andere erlebten Gewalt oder Missachtung. Viele sind traumatisiert.
Im Don Bosco Jugendhaus fühlen sich die Kinder rundum wohl. „Es ist lustig bei uns, wir haben Spaß und sind nah am Familienalltag. Wir wollen ein Zuhause sein.“, so Caroline Kirchner. Nadine Knoll berichtet von den Tagesausflügen, zum Beispiel den Wassertagen am Starnberger See. Diese werden durch Spenden finanziert. Doch viele Ausflüge kosten auch gar nichts: Spaziergänge durchs Moor, zum Beispiel. Auch die Penzberger Vereine werden von den Kindern und Jugendlichen fleißig genutzt. Wer im Jugendhaus groß geworden ist, kommt auch später immer wieder zu Besuch vorbei. Wie in einer Familie – die Verbindung besteht auf Dauer, nicht nur auf Zeit.

Don Bosco Zentrum Regensburg

Die stellvertretende Einrichtungsleiterin Theresa Bauer stellte gemeinsam mit Teamleiterin Sonja Eder ihre Arbeit im Don Bosco Zentrum Regensburg vor. Unterstützt wurden sie von Leonie Böhnke, die ihr duales Studium in der Einrichtung absolviert, sowie von Jasmin Bakr, die als Ehrenamtliche den Jugendtreff mitgestaltet.

Das Don Bosco Zentrum ist für alle junge Menschen von 14 bis 26 Jahren offen, die im Stadtteil wohnen, zur Schule gehen oder ihren Alltag verbringen wollen. Herzstück ist der Offene Treff, der den jungen Menschen einen Ort bietet, wo sie zusammenkommen können. Gerade nach Corona ist dies besonders wertvoll. Ausflüge, Lagerfeuer, Sportplatz, Bandproberaum … die Jugendlichen können im Don Bosco Zentrum sowohl das Programm genießen als auch selbst etwas auf die Beine stellen. Über alle Altersgruppen hinweg entsteht hier ein Miteinander durch Spiel und Sport, beim Samstag-Brunch oder bei Jam-Sessions. Beratung durch die Pädagogen passiert meist wie nebenbei – an der Theke oder am Spielfeldrand. Gemeinsam etwas erleben, gemeinsam Feste feiern, dadurch lernt man sich kennen. Darüber hinaus sind die Pädagogen auch unterwegs im Stadtteil und machen den Offenen Treff bekannt.

Ein Beispiel aus der Jugendsozialarbeit brachten die Regensburgerinnen ebenfalls mit: das Menschen-in-Not-Schutzhaus. In Regensburg sind zunehmend mehr junge Menschen, die in Ausbildung sind, von Wohnungsnot bis hin zur Obdachlosigkeit bedroht. Diese können im Schutzhaus ein Zimmer zum Wohnen bekommen, bis sie wieder selbst eine Wohnung oder ein Zimmer gefunden haben. Sie werden dabei von den Pädagoginnen begleitet, so dass Wohnungssuche, Behördengänge oder das Ausfüllen von Anträgen wieder zu schaffen sind.

Don Bosco weltweit

Dr. Nelson Penedo führte in die breite Palette der Arbeit der Don Bosco Mission Bonn ein – von Nothilfe, die 2022 vielleicht das größte Thema war, bis hin zu großen Projekten in Deutschland, beispielsweise Beethoven Moves. Ein Podiumsgespräch mit einem Volontär schloss sich an: Gabriel Booms absolvierte seinen Freiwilligendienst in einer Straßenkinderaufnahmeeinrichtung der Salesianer in Santa Cruz in Bolivien. „Ins Techo Pinardi kommen die Kinder, wenn ihnen das Leben auf der Straße zu viel wird. Sie bekommen eine Mahlzeit, ein Bett, ein Dach überm Kopf. Sie erleben Gemeinschaft – ohne Drogen und ohne Gangs.“ Anklopfen ist im Techo Pinardi rund um die Uhr möglich. Aber die Mitarbeitenden warten nicht nur, bis die jungen Menschen zu ihnen kommen, sondern sie gehen auch selbst raus auf die Straße und versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es gibt Tausende Kinder auf den Straßen in Santa Cruz. Warum ist dann das Techo Pinardi nicht geradezu überfüllt? Weil es nicht einfach ist, die Straße zu verlassen, meint Gabriel Booms: „Die Straße ist ihre neue Familie, mit ganz eigenen Regeln. Und in die Schule zu gehen, hört sich für sie nicht gerade wie eine Verlockung an. Drogen hingegen schon.“

Stifterwissen und Musik

Umrahmt wurde das Stifterfest von allerlei Informationen rund ums Stiften. Ein Workshop am Freitag und eine Kurzeinführung am Samstag stellten das neue Stifterportal CONNECT vor. Pater Stefan Stöhr informierte über die neue Vermögensanlage. Den musikalischen Rahmen bot die Band „Die Giovanninis“. Sie sorgte für einiges Mitwippen und schließlich auch fürs Mitsingen.

Die neuen Stifterinnen und Stiftern wurden im Kreis der Stifterfamilie begrüßt – Pater Gesing überreichte jenen, die anwesend waren, die Don Bosco Medaille: Agnes Peters mit der Agnes Peters Stiftung - solidarische Welt; Michael Kemnitz mit der Martha und Karl Kemnitz Stiftung; Dr. Paul Klein mit der BIG Stiftung sowie Maria Stredele, die die Thomas Mayr Stiftung mit einer Zustiftung zugunsten der Jugendbildungsstätte Aktionszentrum unterstützte.

Und auch ganz neue Gesichter waren beim Stifterfest und zeigten Interesse an stifterischem und förderndem Engagement für Kinder und Jugendliche. Gäste und Interessiert sind stets willkommen – auch für das nächste Stifterfest gilt: Laden Sie gern Menschen in Ihrem Bekanntenkreis ein.

Der Termin für nächstes Jahr steht bereits: 26./27. April 2024 – natürlich wieder im schönen Kloster Benediktbeuern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Klaus D. Wolf