Das Grüne Klassenzimmer

Nicht alle Jugendlichen sind glücklich darüber, wenn sie in das Jugendhilfezentrum in Sannerz gehen müssen, andere sind erleichtert. Aber alle, die hier landen, haben schon einiges hinter sich – Schulverweigerung, schwieriges Sozialverhalten, schwieriges Zuhause – und stehen unter enormem Druck. Das Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz gibt ihnen, meist sind es Jungs zwischen 10 und 18 Jahren, neue Chancen. Die Pädagogen haben ein Konzept entwickelt, das auf handwerklich-praktische Projekte wie Gartenbau oder Waldarbeit setzt. In Zeiten des Lockdowns war dies besonders wichtig, denn alle Freizeitplätze der Kommunen waren monatelang gesperrt, die Skaterbahnen beispielsweise.

Also verlegte man kurzerhand noch mehr Zeit in den Wald: Bäume fällen, altes Moos freilegen, Müll sammeln… und wie nebenbei eine Menge lernen über Waldbau, zum Beispiel wie ein großer Wildbestand dazu führt, dass der Wald überaltert, da das Wild die nachwachsenden jungen Bäume zerbeißt. „Wir hatten mal einen Jungen hier, der konnte im Wald kaum laufen, ich habe gedacht er sei krank. Nach drei Tagen aber lief er umher wie alle anderen. Er hat mir dann von sich aus gesagt, dass er noch nie auf weichem Boden gelaufen, noch nie im Wald gewesen sei, immer nur auf den harten Straßen der Stadt – er wusste einfach nicht, wie das geht“, erzählt Pädagoge Peter Thomé. Doch nach ein paar Tagen im Wald sind alle fit. 

„In Sannerz gefallen uns die handelnden Personen und die ganze Einrichtung. Die Jungs werden hier respektiert und als Person angenommen. Und das ist doch das, was den Kindern fehlt.“
(Stifter Karl-Heinz Kreissl)

Durch den guten Kontakt zum Förster dürfen die Jungs als Treiber an den Jagden teilnehmen. Auch bei Problemen mit Bibern sind die Sannerzer Jungs in der Gegend gern gesehen: Die Kommune hat die Telefonnummer von Peter Thomé und ruft ihn direkt an, sobald ein Bauer sich über Biber beschwert. Thomé fährt mit seinen Jungs möglichst sofort hin, um den Betroffenen zu beruhigen und den Schaden zu beheben. Fischotter-Probleme? Don Bosco Sannerz anrufen! Zerfleischten Tierkadaver gefunden? Anrufen! Die Jungs machen Fotos, nehmen eine DNA-Probe und schicken beides weiter nach Wiesbaden zur Prüfung, ob es ein Wolf war. So erleben die Jungs jede Menge Situationen und sind immer Teil der Lösung. Auch jene, die zunächst nicht nach Sannerz gehen wollten, verbinden nach und nach viele tolle Erfahrungen damit. Das Garten- und Waldprojekt wurde letztes Jahr von der Johann Keltsch Stiftung gefördert. Als rechtsfähige Stiftung setzt sich die Kirsten und Matthias Kreissl Gedächtnisstiftung regelmäßig für die Jugend in Sannerz ein.

Webseite des Jugendhilfezentrums Don Bosco Sannerz

Beitrag aus Stifterbrief 2021-03; Foto: Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz


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